Seit dreieinhalb Tagen ist Flaschenpost „51“ von „Kieler Nachrichten“ und GEOMAR Wind und Strömungen im Skagerrak ausgesetzt. Der bisher zurückgelegte Weg lässt erahnen, wie kompliziert es sein kann, kleinräumige Strömungsverhältnisse in küstennahen Meeresgebieten zu untersuchen.
Im ersten Blogpost zu Flaschenpost „51“ bin ich bereits darauf eingegangen, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Flaschenposten tatsächlich als „Messgeräte“ für Strömungen genutzt wurden. Damals steckte die moderne Meeresforschung noch in den Kinderschuhen. Deshalb ging es zunächst um grundlegende Erkenntnisse zu den großen, weltumspannenden Meeresströmungen. Für diese ersten Erkenntnisse war es durchaus hilfreich, Flaschen auf See auszusetzen und einfach abzuwarten, wo sie nach welcher Zeit angespült werden. Livebeobachtung per Satellit gab es ja noch nicht.
Der Hydrograph Georg von Neumayer, u.a. Gründer der Deutschen Seewarte in Hamburg und Namensgeber für die deutschen Antarktis-Forschungsstationen der Gegenwart, spielte dabei in Deutschland eine wichtige Rolle. Er setzte selbst am 14. Juli 1864 bei Kap Hoorn eine Flaschenpost aus, die mindestens 8532 Seemeilen (ca. 15800 Kilometer) zurücklegte, bevor sie am 9. Juni 1867 an der australischen Küste bei Portland gefunden wurde. Die Nachricht dieser Flaschenpost ist erhalten. Sie ist das älteste Dokument der Flaschenpost-Sammlung des Bundesamtes für Seeschiffahrt und Hydrographie (www.bsh.de). Die Kollegen dort waren so freundlich, einige Bilder aus der Sammlung zur Verfügung zu stellen. Vielen Dank dafür!
- Die älteste Flaschenpost aus der Sammlung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. (c) BSH
- Strömungskarte auf der Grundlage von Flaschenposten aus der Sammlung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. (c) BSH
- Flaschenpost aus der Sammlung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. (c) BSH
Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte gab die Deutsche Seewarte tausende ähnlicher Flaschenposten Handelsschiffskapitänen mit auf die Reise. Aus Aussetz-Position und-zeit einerseits und Fundort und –zeit andererseits wurde Karten erstellt, die einen Überblick über die großen Transportwege in den Ozeanen ermöglichten. Auch in anderen Staaten arbeiteten Forscher mit ähnlichen Methoden an dem Thema. So wuchs langsam aber stetig das Bild von einem weltumspannenden Förderband , das wir heutzutage die „Thermohaline Zirkulation“ nennen.
Was die Karte (s.o.) aus der BSH-Sammlung aber schon verdeutlicht: Die Flaschenpost-Methode lieferte nur ungenaue Angaben über den genauen Weg der Flaschen beziehungsweise über die exakten Strömungsgeschwindigkeiten. Schließlich kann eine Flasche auch länger unentdeckt an einer Küste liegen oder sich auf ihrem Weg mehrmals im Kreis bewegt haben (wie die aktuelle Flaschenpost „51“ kleinräumig zeigt). Deshalb haben die Wissenschaftler im Laufe der Zeit ihre Methoden zur Erforschung der Meeresströmungen immer weiterentwickelt. Mehr dazu demnächst hier.
Bis dahin bleibt es spannend, wohin Strömung und Wind im Skagerrak Flaschenpost „51“ bewegen. Die aktuelle Position finden Sie hier.
Viel Spaß beim Beobachten,
Jan Steffen