
Letzter Rüsttag in Funchal, Madeira: Es herrschte ungewöhnlich regnerisches Wetter, nachdem ein Sturmtief vorbeigezogen war – ein für den Süden der Insel seltenes Ereignis. Dies blieb aber der einzige Regentag. Seit dem Ablegen herrschen optimale Arbeitsbedingungen. Foto: Jan Dierking, GEOMAR
Expedition „Jellyweb Madeira“ gestartet
„Welche Tiere gibt es hier?“, „Wo in der Wassersäule befinden sie sich und warum?“, „Wer frisst wen?“ – Diese und andere scheinbar einfache Fragen bleiben für die Tiefsee, den größten und am wenigsten erforschten Lebensraum der Erde, weitgehend unbeantwortet. Gleichzeitig setzen der Klimawandel und die zunehmende menschliche Ausbeutung dieses einzigartige System unter Druck. In dieser Situation ist es von entscheidender Bedeutung, ein größeres Wissen über das Ökosystem und seine Funktionen zu erlangen. Das ist nicht nur von grundlegendem Interesse für die Wissenschaft, sondern auch essentielle Voraussetzung für die Errichtung von Schutzmaßnahmen, um die fragilen Lebensräume zu erhalten.
Am 9. Februar haben wir mit der MARIA S. MERIAN den Hafen von Funchal auf Madeira, Portugal verlassen. An Bord 22 Wissenschaftler:innen von sieben Instituten aus fünf Nationen und 24 ständige Besatzungsmitglieder. Unsere Mission: das Verständnis der biologischen Vielfalt und der Nahrungsnetze der Tiefsee um die Insel Madeira zu verbessern. Dabei interessieren wir uns besonders für die Rolle von gelatinösen Arten wie Quallen, Hydrozoen, Salpen oder Chaetognathen – das so genannte „Jellyweb“. Diese Gruppe von Lebewesen ist sehr vielfältig und kann große Mengen Biomasse bilden. In der Meeresforschung ist sie dennoch bislang weitgehend vernachlässigt worden, denn die Tiere sind fragil und es ist schwierig, sie mit Netzen intakt zu fangen.

Eine Salpe (Soestia zonaria), Teil der gelatinösen Fauna, die in unserem Forschungsfokus steht. Foto: Karen Osborn
Bis wir am 4. März in Las Palmas auf Gran Canaria, Spanien, einlaufen, werden wir Euch in diesem Blog über unsere wissenschaftliche Arbeit an Bord auf dem Laufenden halten. Dabei hoffen wir, etwas von der Magie der einzigartigen Tiefseewelt und ihrer erstaunlichen Bewohner zu vermitteln, die wir auf unserer Ausfahrt jeden Tag erleben dürfen – ein Wunder das unsere wissenschaftliche Aufmerksamkeit verdient, das es vor allem aber wert ist, geschützt zu werden.
Viele Grüße von Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN.
Im Namen der gesamten wissenschaftlichen Crew,
Jan (Fahrtleiter MSM126)