Meine Name ist Constantin, ich bin 23 Jahre alt und studiere zurzeit Biologie im Bachelorstudiengang in Kiel.
Alkor Ausfahrtsnummer 454, Zwei Wochen, 12 Wissenschaftler, 11 Mann Besatzung von Kiel nach Kalmar und zurück dazu ein kleiner Beitrag von mir, um zu zeigen, dass ein Tag auf einem Forschungsschiff nie langweilig wird und auch niemals vorhersehbar sein kann.

Der Autor dieses Eintrags Constantin Dransmann beim Sortieren von Dorschen für die weiteren Messungen (Foto: Gor Margayan)
5.20 Uhr, der Wecker klingelt. Die Wellen schaukeln das Schiff sanft hin und her. Ein Blick durch das Bullauge verrät, dass die Sonne gerade aufgeht. Erst einmal hoch auf das Peildeck und ein paar Sportübungen machen, dann runter in die Küche und noch schnell zwei Brote schnappen. Es ist kurz vor sechs, Zeit die Nachwache, welche die letzten Stunden das Bongo gefahren ist abzulösen. Das Bongo ist ein Gestell mit 4 Plankton Netzen. Zwei Kleinen mit einer Maschenweite von 150µ und zwei Großen mit einer Maschenweite von 500 µ und 300 µ. Da jeweils zwei Netze über einen Metallrahmen, welcher wie die zwei Ringe einer Bongo aussehen, verbunden sind, wird dieses Gerät Bongo genannt. Die Nachtwache erzählt, dass es gegen 0.00 Uhr einige Komplikationen gab, das Bongo hatte Grundkontakt, dadurch hat es sich mit Schlamm gefüllt. Als es dann mit dem Kran hoch gehievt wurde ist es beim Versuch noch irgendwas zu Retten in der Luft zerrissen – eine Riesensauerei. Danach lief aber alles wieder gut. Hört sich nach einer anstrengenden Nacht an. Wir fahren noch zwei Bongos, dann werden die Sachen für die Fischerei fertig gemacht.

Die 500µ Bongo Probe fixiert mit Formol mit gut zu erkennenden Fischeiern (Foto: Constantin Dransmann)
10:30 Uhr Die Fischerei musste wieder abgebrochen werden, die Sonde, eine Art Sonar ist kaputt, damit wird die die aktuelle Tiefe und Öffnungsweite des Netzes angezeigt. Über das Echolot an Bord sind die ungefähren Tiefen, auf denen Dorsch, Hering und Sprotten sich aufhalten, ersichtlich. Das Fischereinetz wird dann mit Hilfe der Fischereisonde in diesen entsprechenden Wassertiefen gefahren. Ohne Sonde fischt man hingegen blind, was dazu führt meistens nichts zu fangen. Während der Techniker versucht, das Gerät zu reparieren, bekommen wir eine kurze Einweisung, wie man die verschiedenen Fischarten schnell und richtig zuordnen kann. Sprotte und Hering sehen sich auf dem ersten Blick sehr ähnlich und in der Regel ist der Hering größer, jedoch kann es auch zu überlappenden Größenklassen kommen. In diesem Fall ist es möglich die Fische an der Bauchseite zu unterscheiden. Während der Hering einen flachen und glatten Bauch hat, hat die Sprotte ehr einen zugespitzten, rauen Bauch. Ein Crewmitglied zeigt mir, wie man einen Hering mit drei Handgriffen ausnehmen kann. Ein Schnitt entlang der Bauchfläche, ein Schnitt vom Kopf bis zur Wirbelsäule, dann kann man alle Innereien mit dem Kopf zusammen abziehen, ausspülen, fertig.

Die Heringe werden in verschiedene Größenklassen sortiert, danach werden die Mägen entnommen und der Reifezustand der Gonaden bestimmt. (Foto: Gor Margayan)
Der Techniker kann die Sonde an Bord nicht reparieren. In der Hoffnung, dass wir in Bornholm Ersatzteile bekommen und dass ein Spezialist uns dort vor Ort helfen kann, legen wir im Hafen Roenne an und müssen eine Zwangspause einlegen. Ein Besatzungsmitglied hat so starke Zahnschmerzen, dass wir für einen Zahnarzt Termin bis morgen Vormittag in Rönne bleiben. Wir bekommen frei und können ausnahmsweise den nächsten morgen Ausschlafen, dies wird natürlich ausgenutzt. Im Trockenlabor wird der große Vorbereitungstisch zu einer Tischtennisplatte umfunktioniert und es werden Musikboxen angeschlossen. Anschließend folgt eine Begutachtung der Kneipenszene von Rönne. Zwei gut gefüllte Kühlschränke locken uns um 2 Uhr nachts nochmal in die Schiffsküche bis endlich der letzte in seiner Koje verschwindet.
Man sieht, trotz einer sehr guten vorherigen Planung, kann es schnell zu unerwarteten Zwischenfällen kommen die alles auf den Kopf stellen. Glücklicherweise lösten sich am nächsten Tag die dunklen Wolken in Luft auf: die Reparatur verlief erfolgreich, die Zahnwurzel konnte behandelt werden, gegen Mittag sind wir ausgelaufen, und nach diesem Tag verliefen die verbleibenden 10 Tage ohne jedes Problem, bei optimalem Wetter, und alle geplanten Arbeiten konnten letztendlich noch durchgeführt werden.